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Warum Mobbing-Opfer schweigen

Warum Mobbing Opfer schweigen

Scham hat viele Gesichter, zum Beispiel das eines Klopapiers, was an deinem Schuh klebt oder das eines Mohnkorns, was sich zwischen deinen Zähnen verhangen hat.

Wir kennen alle das Kribbeln im Gesicht, wenn wir merken, dass wir rot werden. Ein unangenehmes Gefühl, indem wir uns winden. Nun sind Klopapier oder ein Mohnkorn schnell entfernt und der Moment schnell vorbei.

Bei Mobbing ist das anders. Mobbing hinterlässt Narben. Körperliche, wie seelische. Und besonders im Kontext von Mobbing kann Scham zu gravierenden Konsequenzen führen.

Um zu verstehen, wie Mobbing und Scham zusammenhängen, müssen wir uns erst einmal anschauen, was Mobbing eigentlich ist. Denn nicht zu selten wird Mobbing als Neckerei betitelt und nicht ernst genommen. Dabei leidet jedes Dritte Kind unter Mobbing und dessen Folgen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Mobbing?

Mobbing ist ein systematisches und wiederholtes Verhalten, bei dem eine Person eine andere Person absichtlich und gezielt schikaniert, erniedrigt oder ausgrenzt. Dabei werden dem Opfer physische, verbale, soziale oder psychische Gewalt zugefügt.

Was ist der Unterschied zwischen Mobbing und Konflikten?

Mobbing und Konflikte sind nicht das Gleiche. Beim Mobbing sind beide Personen nicht auf Augenhöhe. Das Opfer befindet sich in einer unterlegenen Position und hat Schwierigkeiten, sich selbst zu verteidigen oder Hilfe zu suchen. Besonders deutlich wird dies, wenn eine ganze Gruppe sich gegen einen Einzelnen richtet.

Grundsätzlich gilt es, Anzeichen und auch konkrete verbale Hinweise immer sensibel und empathisch zu begegnen. Zudem solltest du dich immer fragen, ob das benannte Verhalten einen oder mehrere der genannten Punkte erfüllt. Dabei ist jede Mobbing-Situation so individuell, wie seine Opfer und Täter.

Welche Formen kann Mobbing annehmen?

Mobbing kann verschiedene Formen annehmen, wie z. B. Beleidigungen, Ausgrenzung, Gerüchte verbreiten, soziale Isolation oder digitale Angriffe im Internet (Cybermobbing). Mobbing findet nicht nur in Schulen, sondern auch am Arbeitsplatz oder in anderen sozialen Umgebungen statt. Es können alle Altersgruppen betroffen sein und zum Täter oder Opfer werden.

Die unsichtbaren Folgen von Mobbing

Der innere Schmerz: Emotionale und psychische Auswirkungen auf Mobbing-Opfer

Mobbing ist nichts, was Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene einfach aushalten sollten oder müssen! Mobbing ist Gewalt. Es hat tiefgreifende emotionale und psychische Auswirkungen auf die Opfer. Mobbing führt zu negativen Gefühlen, wie Angst, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Traurigkeit und mindert zudem das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Sie zweifeln an sich selbst, fühlen sich isoliert und haben oft das Gefühl nicht nach Hilfe und Unterstützung fragen zu können oder zu dürfen.

Das alles führt zu einem inneren Schmerz, welcher zu Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Gesundheitsproblemen führen kann. Einige der Opfer leiden unter Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen und haben mit einem Rückgang der schulischen oder beruflichen Leistungsfähigkeit zu kämpfen.

Du stellst dir jetzt vielleicht die Frage, wie Betroffene diesen Schmerz aushalten und vor Freunden und Familie verstecken können. Da spielt Scham, aber auch das Grundkonzept von Mobbing eine große Rolle.

Mobbing verändert das Verhalten und die Persönlichkeit von Opfern

Mobbing ist eine schmerzhafte Situation, denen die Opfer aus dem Weg gehen möchten. Dieses intrinsische Bedürfnis hat deutliche Auswirkungen auf das Verhalten und die Persönlichkeit von mit Mobbing betroffenen Personen. Die Betroffenen ziehen sich zurück, vermeiden soziale Interaktion oder verstecken ihre wahren Gefühle hinter eine „glücklichen“ Maske.

Wir Menschen wollen anderen gefallen. Bekommen wir durch Mobbing vermittelt, dass wir es nicht wert sind, passen wir uns an diese Gefühle an, um neuen Schikanen aus dem Weg zu gehen. Opfer von Mobbing können zum Beispiel ängstlicher, vorsichtiger oder sogar misstrauischer gegenüber anderen Menschen werden. Und sind dementsprechend misstrauischer und zurückhaltender, wenn es darum geht, sich mitzuteilen und Hilfe einzufordern.

Insbesondere bei Kindern bis zu einem Alter von 14 Jahren kann Mobbing verehrende Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung nehmen.

Warum Mobbing-Opfer schweigen: Herausforderungen und Ängste

Das Schweigen der Mobbing-Opfer ist ein weit verbreitetes Phänomen und wirft die Frage auf, warum sie oft nicht über ihr Leiden sprechen. Es gibt verschiedene Gründe und Hindernisse, die sie davon abhalten, ihr Schweigen zu brechen und Hilfe zu suchen. Besonders Kinder haben Angst, dass es nach der Einmischung von Eltern, Lehrern oder anderen Vertrauenspersonen schlimmer werden könnte oder sie endgültig als uncool abgestempelt und somit isoliert werden.

Weitere Gründe können sein …

Warum schweigen Mobbingopfer

Scham und Schuldgefühle:

Scham und Schuldgefühle halten Mobbing-Opfer oft davon ab, über ihre Erfahrungen zu sprechen und sich anderen anzuvertrauen. Sie geben sich selbst die Schuld an der Schikane oder denken, dass sie es nicht wert sind, Hilfe zu erhalten.

Angst vor Verschlimmerung:

Wie bereits erwähnt haben Opfer oft Angst davor, über das Mobbing zu sprechen, da sie eine Verschlimmerung in Form von Racheaktionen befürchten. Außerdem haben Betroffene oft Angst davor, dass ihr Umfeld ihre Offenlegung nicht ernst nimmt und die Situation bagatellisiert.

Isolation und Stigmatisierung:

Mobbing-Opfer fühlen sich oft isoliert und alleingelassen. Sich selbst als Opfer wahrzunehmen und dies nach außen zu kommunizieren, ist für viele ein schwerer Schritt. Sie möchten nicht als „zu schwach“ wahrgenommen werden. Zudem quält sie Angst davor, dass ihr Umfeld sie nicht verstehen oder gar verurteilen könnte.

Mangelnde Unterstützung und Unwissenheit:

Oftmals fehlt es an Bewusstsein und Verständnis für die Tragweite von Mobbing und dessen Auswirkungen. Die Opfer wissen möglicherweise nicht, an wen sie sich wenden können oder dass es sogar professionelle Hilfe gibt.

Hoffnungslosigkeit und Resignation:

Je nachdem, wie lange das Mobbing bereits unerkannt anhält oder wie oft die Schikane wiederholt wurde, ist es schwer für Opfer, die Hoffnung aufrechtzuerhalten, dass die Situation sich bessert oder gar aufhört. Sie fühlen sich machtlos und resignieren und denken, dass ihr Schweigen zu brechen keine Verbesserung bringt.

Scham: Ein wichtiger Faktor für das Schweigen der Mobbing-Opfer

Scham spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Schweigens von Mobbing-Opfern. Sie ist eine komplexe Emotion, die entsteht, wenn wir das Gefühl haben, den Erwartungen oder Normen einer Gruppe nicht gerecht zu werden oder etwas Peinliches getan zu haben. Die tief sitzende Scham, die Mobbing-Opfer erleben, hat verschiedene Ursachen und Auslöser.

Was verstehen wir unter Scham?

Der Duden beschreibt Scham als ein eine ausgelöste quälende Empfindung. Sie ist das Bewusstsein, in moralischer Hinsicht versagt zu haben oder das Gefühl, sich eine Blöße gegeben zu haben.

Kurz gesagt: schämen wir uns, so haben wir das Gefühl, den Erwartungen oder Normen einer Gruppe nicht gerecht geworden zu sein oder etwas Peinliches getan zu haben.

Welche Ursachen und Auslöser kann Scham haben?

Scham kann von internen und externen Faktoren ausgelöst werden.

Interne Faktoren

Interne Faktoren können eine negative Selbstwahrnehmung, ein geringes Selbstwertgefühl und der Drang nach Perfektionismus sein. Wie schon genannt neigen Mobbing-Opfer dazu, sich selbst als minderwertig und nicht gut genug zu betrachten, was ihre Scham wiederum verstärkt. Zeitgleich kann ihr Idealbild von sich selbst so hoch sein, dass die Diskrepanz zwischen diesem und dem wahrgenommenen Selbst das Gefühl von Scham weiter verstärkt. Ein mangelndes Vertrauen in den eigenen Wert und Kompetenz führt zu einer tiefen Verwurzelung von Scham.

Externe Faktoren

Externe Faktoren sind zum Beispiel soziale Normen, Erwartungen und Bewertungen durch andere und spielen ebenfalls eine bedeutende Rolle. Sie können zu einem starken Schamgefühl führen. Während Kritik für andere keine tiefgehende Bedeutung hat, kann sie oder auch negative Beurteilungen Mobbing-Opfern das Gefühl des Versagens und der Peinlichkeit bedeuten. Mobbing-Opfer sehen sich oft mit hohen Erwartungen und Regeln der sozialen Gruppe konfrontiert, die es ihnen schwer machen, diesen zu entsprechen.

Scham als Motivationsfaktor für Mobbing-Täter

Nicht nur für Mobbing-Opfer spielt Scham eine zentrale Rolle. Denn genau diese Scham nutzen die Täter, um ihre eigene, gegenüber dem Opfer Machtposition zu stärken. Oftmals versuchen die Täter durch die Herabwürdigung und öffentliche Bloßstellung der Opfer in der Schule oder auf der Arbeit ihre eigenen Unsicherheiten zu kompensieren.

Die Wechselwirkung zwischen Scham und Mobbing:

Während also die Täter Scham als Motivation nutzen, wird diese aufseiten des Opfers durch das Mobbing verstärkt und führt dazu, dass zum Beispiel von Mobbing betroffenen Kindern sich nicht trauen sich Unterstützung zu holen. So kann ein Teufelskreis entstehen, den es zu durchbrechen gilt.

Um diese gefährliche Wechselwirkung zu durchbrechen oder Mobbing vorzubeugen, müssen wir  Präventions- und Interventionsstrategien entwickeln, welche sowohl die Schamgefühle der Betroffenen adressieren als auch das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen von Mobbing schärfen.

Durch eine Kultur des Respekts, der Toleranz und des Mitgefühls können wir dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche frei von Scham und Mobbing aufwachsen und ihr volles Potenzial entfalten können.

Wie kann Mobbing verhindert werden?

Um Mobbing vorzubeugen und die Scham zu nehmen, müssen wir sowohl Kinder als auch Eltern und Lehrer sensibilisieren und aufklären.

Zeitgleich müssen wir dafür sorgen, dass Kinder in ihrer Entwicklung so unterstützt werden, dass sie ein Selbstbewusstsein entwickeln und sich bewusst sind, sich jederzeit an ihre Vertrauenspersonen wenden zu können. Wir müssen soziale Kompetenzen und Empathie stärken und ein unterstützendes und respektvolles Umfeld zu schaffen. Auch hier ist die Lösung ein ganzheitlicher Ansatz!

Was kann ich als Einzelperson gegen Mobbing tun?

Als Erstes gilt es den Betroffenen Unterstützung anzubieten und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Indem die Opfer lernen, ihren eigenen Wert und ihre Stärken zu erkennen, fällt es ihnen leichter, mit der emotionalen Belastung, sowie der Scham und den Folgen des Mobbings umzugehen. Dieser ganzheitliche Ansatz zielt darauf ab, den Betroffenen zu helfen, ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken und ihr Selbstvertrauen wiederherzustellen. So können sie gestärkt aus zukünftigen schwierigen Situationen hervorgehen.

Professionelle Hilfe und psychosoziale Unterstützung können das Mobbingopfer dabei unterstützen, den eigenen Leidensweg zu kommunizieren und zu verarbeiten.

Wichtig: kommuniziere immer sensibel und empathisch. Dränge die Opfer nicht etwas zu tun, wozu sie noch nicht bereit sind.

Kurz gesagt: Deswegen schweigen Mobbing-Opfer

Das Schweigen von Mobbing-Opfer ist ein verbreitetes Phänomen. Scham, Schuldgefühle, Angst vor Verschlimmerung, Isolation und mangelnde Unterstützung sind Gründe dafür. Scham spielt außerdem eine entscheidende Rolle und wird sowohl von Tätern als auch Mobbing-Opfern „genutzt“. Um diese gefährliche Wechselwirkung zu durchbrechen, müssen Präventions- und Interventionsstrategien entwickelt werden, um das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen von Mobbing zu schärfen. Ein ganzheitlicher Ansatz, der die Sensibilisierung, die Unterstützung der Opfer und die Stärkung des Selbstwertgefühls umfasst, ist entscheidend. Als Einzelperson kannst du den Betroffenen Hilfe und Unterstützung anbieten und sie ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sensible und empathische Kommunikation sind dabei von großer Bedeutung.

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