Kinder erleben ihre Emotionen intensiv – besonders Wut, Frust und Enttäuschung. Für Eltern und Pädagog:innen ist es oft herausfordernd, angemessen zu reagieren. Doch hinter jeder starken Emotion steckt ein Bedürfnis, und genau hier liegt der Schlüssel für Motivation und positive Entwicklung.
Wut verstehen: Ein Signal für unerfüllte Bedürfnisse
Wut ist kein „böses Verhalten“, sondern ein Signal dafür, dass ein Grundbedürfnis unerfüllt ist – sei es nach Autonomie, Anerkennung, Sicherheit oder Zugehörigkeit. Kinder drücken Emotionen unmittelbar aus, während Erwachsene oft lernen, sie zu unterdrücken. Das führt dazu, dass sich die emotionale Energie staut und beim nächsten Mal noch intensiver entlädt.
Studien zeigen, dass Kinder, die ihre Gefühle nicht ausdrücken oder deren Bedürfnisse ignoriert werden, schneller frustriert sind und Lernblockaden entwickeln können. Hier setzen effektive Strategien an, um Motivation wieder aufzubauen und Kinder zu unterstützen.
Psychologische Grundbedürfnisse nach Klaus Grawe
Klaus Grawe identifizierte zentrale psychologische Bedürfnisse, die die Basis für Motivation und emotionales Wohlbefinden bilden:
Orientierung und Kontrolle
Zugehörigkeit und Anerkennung
Selbstwerterhöhung und Lustgewinn
Sicherheit
Wenn diese Bedürfnisse erfüllt werden, steigt die Motivation der Kinder, Herausforderungen anzugehen. Bleiben sie unerfüllt, manifestieren sich Frust, Wut oder Rückzug.
Hochsensible Kinder und Kinder mit ADHS
Hochsensible Kinder nehmen Umweltreize intensiver wahr, was Frustration und emotionale Überforderung verstärken kann. Bei Kindern mit ADHS kommen Impulsivität und emotionale Überschwänglichkeit hinzu. Hier helfen klare Strukturen, Bewegungspausen und gezielte Aufmerksamkeit, um die Motivation aufrechtzuerhalten und emotionale Wellen abzuflachen.
Korregulation und Achtsamkeitsübungen
Eltern können ein emotionaler Anker für ihre Kinder sein – ein Konzept, das als Ko-Regulation bezeichnet wird. Durch bewusstes Atmen, ruhige Präsenz und achtsame Begleitung können Eltern die emotionale Welle ihres Kindes abmildern und die Motivation fördern.
Praktische Übung:
Tief einatmen durch die Nase, langsam durch den Mund ausatmen.
Hand auf Herz oder Bauch legen und den eigenen Körper spüren.
Kind in dieser Haltung begleiten, nicht sofort korrigieren, sondern die Emotion zulassen.
Nach ein paar Atemzügen wird das Kind ruhiger und kann wieder handlungsfähig werden.
Diese einfache Technik stärkt nicht nur die Bindung, sondern hilft Kindern auch, eigene Emotionen zu regulieren und motiviert Herausforderungen anzunehmen.
Motivation durch empathisches Verstehen
Empathisches Begleiten steigert nachweislich die Bindung und die Motivation von Kindern. Anstatt Emotionen zu unterdrücken oder zu bewerten, erkennen Eltern die Signale und reagieren mit Verständnis. Dadurch wird das Kind ermutigt, eigene Bedürfnisse auszudrücken und Herausforderungen zu meistern – ein zentraler Hebel für nachhaltige Motivation.
Fazit
Motivation bei Kindern entsteht nicht durch Druck oder strenge Regeln, sondern durch ein Umfeld, das Emotionen anerkennt, Grundbedürfnisse erfüllt und konstruktive Unterstützung bietet. Eltern, die ihre eigenen Emotionen regulieren, schaffen Sicherheit und fördern die innere Stabilität ihrer Kinder – und damit langfristig Motivation, Selbstvertrauen und Resilienz.
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