Das Thema „Dehnungs-h“ hat schon viele Schüler:innen zur Verzweiflung gebracht – auch mich, sagt Petra Rodenberg, integrative Lerntherapeutin und ganzheitlicher Kinder- und Jugendcoach.
Dieser kleine, scheinbar harmlose Buchstabe entscheidet darüber, ob wir sehen oder sehn, fahren oder faren schreiben. Aber warum ist das so kompliziert?
Herkunft und Funktion des Dehnungs-h
Das Dehnungs h ist ein Überbleibsel aus dem Althochdeutschen. Ursprünglich wurde es als Hauchlaut gesprochen, zum Beispiel in „sehet“. Heute ist es lautlos. Seine Funktion besteht darin, anzuzeigen, dass der Vokal davor lang gesprochen wird. Es verlängert ihn aber nicht.
Beispiele: sehen, fahren, Lehrer, Zahl
Das h steht in der Regel nach einem langen Vokal und vor den Buchstaben l, n oder r.
Die Dehnungs-h Regel und ihre Tücken
So schön diese Regel klingt, sie hat viele Ausnahmen. Zum Beispiel gilt sie nicht, wenn ein Wort mit bestimmten Konsonantenverbindungen beginnt, wie sp, st, sch, kr, pl, tr oder fr.
Beispiel: sparen – kein Dehnungs h, obwohl ein langes a und ein r folgen.
Oder Stuhl – müsste laut Regel keines haben, hat aber eins.
Zone – dürfte eines haben, hat aber keins.
Diese Unregelmäßigkeiten machen das Dehnungs h zu einem echten Lernproblem, besonders für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche oder Legasthenie.
Warum Regeln oft nicht reichen
Viele Kinder mit LRS können lange und kurze Vokale nicht sicher unterscheiden. Damit bricht die Grundlage für das regelhafte Anwenden weg. Das Dehnungs h wird dadurch zu einem reinen Merkwort-Phänomen – die Schreibweise muss auswendig gelernt werden.
Das belastet das Arbeitsgedächtnis, weshalb strukturierte Wiederholung und visuelle Lernmethoden entscheidend sind.
So lernen Kinder das Dehnungs-h erfolgreich
Petra empfiehlt einen praktischen, mehrkanaligen Ansatz.
Wortschatz begrenzen
Im Grundwortschatz der Grundschule gibt es nur etwa 35 bis 40 Wörter mit Dehnungs h. Das ist überschaubar.Lernwortsystem aufbauen
Jede Woche ein oder zwei Wörter mit Ableitungen lernen, Lernkarteikarten oder Poster gestalten und das h visuell hervorheben.Mehrkanaliges Lernen nutzen
Lesen, Schreiben, Sprechen und Visualisieren kombinieren. Wörter in Geschichten oder Alltagssituationen verwenden.Regel und Ausnahme gemeinsam besprechen
Kinder verstehen besser, wenn sie wissen, warum etwas eine Ausnahme ist.
Fazit zum Dehnungs-h
Das Dehnungs-h ist kein einfaches Thema, weder für Kinder noch für Erwachsene. Es ist ein historisches Phänomen mit einer Regel, die voller Ausnahmen steckt. Für Kinder mit LRS gilt: lieber gezielt üben und merken, statt sich in komplizierten Regeln zu verlieren. Wer systematisch, visuell und mit Geduld vorgeht, kann das Dehnungs h Schritt für Schritt sicher beherrschen.
FAQ zum Dehnungs-h
Was ist das Dehnungs-h?
Das Dehnungs-h ist ein stummes h, das anzeigt, dass der Vokal davor lang gesprochen wird, zum Beispiel in sehen, fahren oder Lehrer.
Warum heißt es Dehnungs h, wenn es gar nichts dehnt?
Der Name stammt aus der alten Vorstellung, das h würde den Vokal verlängern. Tatsächlich zeigt es nur an, dass der Vokal lang ist.
Wann schreibt man ein Dehnungs-h?
Nach einem langen Vokal, vor l, n oder r, zum Beispiel Zahl, Lehrer, nehmen. Aber Achtung, es gibt viele Ausnahmen.
Gibt es Wörter, die ähnlich klingen, aber unterschiedlich geschrieben werden?
Ja, zum Beispiel Mahl und Mal, Wahl und Wal, Sohn und Ton.
Wie kann ich das Dehnungs-h am besten lernen oder lehren?
Wörter mit Dehnungs h als Lernwörter sammeln, visuell markieren, mit Karteikarten oder Plakaten regelmäßig wiederholen und Wörter in Alltagssituationen anwenden.
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